Helfende brauchen Hilfe

Mit einem Anteil von 28,6 Prozent liegt der Anteil an Senioren (60-Plus) im Landkreis sieben Prozent über dem bundesdeutschen Durchschnitt. In Bad Reichenhall ist der Seniorenanteil sogar bei 38 Prozent. Diese Zahlen wurden im Rahmen einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums, „Integrierte Demenzversorgung in Oberbayern“, im Landkreis Berchtesgaden ermittelt. Damit sind Probleme, die sich mit zunehmendem Alter ergeben, im Landkreis, und vor allem in Bad Reichenhall, ein gesamtgesellschaftliches Anliegen ersten Ranges. „Wenn es um die seelische und körperliche Gesundheit im Alter geht, benötigen wir noch mehr Angebote“, fordert Eva Scharold. Sie unterstützt und begleitet seit zehn Jahren, im Fachbereich Gerontopsychiatrie beim Sozialpsychiatrischen Dienst Berchtesgadener Land, psychisch erkrankte Senioren, deren Angehörige und Bezugspersonen.

Zuerst muss eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden, denn es geht um sehr persönliche Bereiche.“ Nur in den seltensten Fällen sind die Betroffenen in der Lage, die Beratungsstelle in der Anton- Winkler Straße 3a, in Bad Reichenhall aufzusuchen, so dass Hausbesuche zum Berufsalltag gehören. „Oft werde ich von anderen Einrichtungen des Landkreises verständigt, wenn aufmerksame Nachbarn sich sorgen, weil die ältere alleinlebende Person seit Tagen nicht mehr zu sehen ist. Häufig sehe ich mich dann mit mehreren Problemen gleichzeitig konfrontiert. Fehlende Sozialkontakte haben zum persönlichen Rückzug des Betroffenen geführt. Das begünstigt das Entstehen von Ängsten, bis hin zur depressiven Erkrankung. Darunter leidet die Strukturierung des Alltags erheblich und geht nicht selten ganz verloren. Hilfe von Außen ist dann dringend nötig.“

So setzt sich Scharold engagiert für eine enge Vernetzung aller Einrichtungen ein. „Mein Wunsch ist ein „Haus für seelische Gesundheit im Alter“, als Zentrum für Information und Kommunikation rund um das Älterwerden. Frühzeitige Hilfe durch umfassende Beratung könnte Leid und Kosten sparen.“ So aber bleiben zuständige Stellen auf unterschiedlichste Einrichtungen und Örtlichkeiten verteilt. „Es kann nicht sein, dass ein alter Mensch mehr Bürokratismus bewältigen muss, als in jungen Jahren. Aussagen wie: „Ich kann nicht mehr; mir wird das alles zu viel; ich verstehe das nicht mehr“, höre ich täglich in meiner Beratungstätigkeit.“

Eine Erfahrung die auch Thomas Dietel, in seiner wenigen Wochen alten Tätigkeit als Leiter der Tagespflege in Bad Reichenhall, schnell machte. „Ich begegne Menschen, die sich im wörtlichen Sinne mit letzter Kraft und Hingabe um zu pflegende Angehörige kümmern. Sie geraten dabei selbst in eine Hilflosigkeit, schaffen es nicht, sich Hilfe von außerhalb zu holen.“ Eva Scharold bekräftigt: „Selbst wenn ein Pflegedienst täglich für eine Stunde hilft, hat der Tag noch 23 Stunden. Pflege und Betreuung ist rund um die Uhr nötig, vor allem bei an Demenz erkrankten Menschen. Sie brauchen eine innere Struktur, die Geduld und Fürsorge einer anderen Person.“

Als Mitarbeiterin des Projektevereins München ist sie froh über das neue Angebot der Tagespflege in der Mozartstraße 6. „Noch vor wenigen Monaten gab es diesen Versorgungsbaustein nur in Freilassing und Berchtesgaden. Leider nutzen die meisten Menschen diese Hilfe viel zu spät und überschreiten über lange Zeiträume ihre physischen und psychischen Grenzen.“

Scharold spricht mit Nachdruck immer wieder von einem Informationsdefizit. „Bei differenzierten Leistungen und unterschiedlichen Anlaufstationen verlieren ältere Menschen einfach den Überblick und scheitern bereits im Vorfeld. Auch Pflegende selbst sind überfordert und müssen sich vielen Herausforderungen stellen. Das reicht von: „Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur bis hin zu aggressivem Verhalten, von Beschuldigungen und der Fremdwerdung der eigenen Kinder, des Lebenspartners.“ So bleibt der Wunsch von Frau Scharold, nach einer engen Vernetzung aller Leistungsanbieter bestehen.

Thomas Dietel leistet mit der Tagespflege dazu seinen Beitrag und kooperiert mit vielen Einrichtungen in Bad Reichenhall. „Bei unserem wöchentlichen Nachmittagskaffee ist Zeit für persönliche Gespräche und oft können wir helfen. Zum Beispiel beim Ausfüllen eines Pflegeantrages oder einer Beratung für finanzielle Unterstützung.

Foto: An einem Tisch mit Hilfesuchenden: Thomas Dietel und Eva Scharold. Foto: Gerd Spranger

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